Auch wenn weder der Radfahrerverein Germania Hungen noch die Stadt Hungen in dem Artikel erwähnt werden, dürfen wir ein bisschen stolz sein auf „unsere Jungs“ vom Schanzenfeld in Hungen, die sich mit einer Firma selbstständig gemacht haben und mit ihrem „Schanzenwerk“ erste Erfolge feiern dürfen. Herzlichen Glückwunsch!

Neue Spielwiese für Rad-Akrobaten

von Jens Riedel (aus: Gießener Allgemeine Zeitung vom 09.09.2022)

Die Gießener Weststadt ist um eine sportliche Attraktion reicher: Am Alten Krofdorfer Weg gibt es jetzt einen professionell gestalteten »Dirtpark« für Mountainbiker. Einige Jugendliche durften ihn bereits testen – und sind begeistert.

Die leidenschaftlichen Dirtbiker Janis Vogt und Luca Schmidt (beide vorn) haben mit ihrer Firma »Schanzenwerk« den neuen Park geplant und gestaltet. Unterstützt wurden sie dabei von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die die Anlage im Alten Krofdorfer Weg künftig nutzen. (Leider lässt sich das FOTO: JRI nicht auf der Homepage darstellen)

Noch wirkt die Anlage ein bisschen wie eine Mischung aus Erdwüste, Baustelle und Steinbruch. Doch zufrieden, glücklich und stolz blicken Janis Vogt, Luca Schmidt und einige junge und jugendliche Helfer auf ihr Werk: Am Alten Krofdorfer Weg haben sie mithilfe eines Baggers und anderer Maschinen zahlreiche, teils über drei Meter hohe Erdhügel aufgeschüttet und planiert. Hübsch geschwungen reihen sich die Erdhaufen aneinander und bilden eine fast 500 Meter lange Strecke für akrobatische Fahrten und Sprünge auf Mountainbikes – einen sogenannten Dirtpark.

»Wir sowie auch einige Jugendliche haben die Strecke schon getestet, sie funktioniert sehr gut«, freuen sich Vogt und Schmidt. Am kommenden Montag soll die TÜV-Abnahme erfolgen. Zuvor müssen nur noch an einigen Stellen Holzhackschnitzel als Fallschutz aufgeschüttet werden.

Die beiden Gießener Vogt und Schmidt sind mit ihrer frisch gegründeten Firma »Schanzenwerk« für die Planung und Ausführung der Arbeiten vom Diakonischen Werk Gießen beauftragt worden. Beide sind selbst seit rund zehn Jahren leidenschaftliche Dirtbiker und betreiben diesen Sport auch bei Profi-Wettbewerben. Mit dem Bau von Dirtbike-Anlagen haben sie sich nun ein berufliches Standbein geschaffen. In Burgsolms und in Winterberg sind von ihnen bereits Dirtparks gebaut worden.

In Gießen am Alten Krofdorfer Weg standen Vogt und Schmidt nun vor der Aufgabe, die dort bereits vorhandene alte Anlage, die aus Sicht der jungen Biker etwas »langweilig« war, ordentlich aufzupeppen und zu erneuern.

»Wir haben die dort fahrenden jungen Leute zunächst gefragt, welche Wünsche sie haben. Wir haben also die Nutzer in unsere Planungen eingebunden, das war ganz wichtig«, erzählt Vogt. Die alte Anlage war seit 2009 von Jugendlichen unter der Leitung des Diakonischen Werks mit Beteiligung des Gartenamts in mehreren Workshops geformt worden, wurde aber zuletzt nur noch wenig genutzt und war sehr zugewachsen. So entstand der Wunsch nach einer professionellen Überarbeitung der gesamten Fläche. Gefördert wird die Baumaßnahme im Rahmen des Zuschussprogramms »Soziale Stadt«.

Die Erdarbeiten für die neue Strecke waren in nur einer Woche erledigt; insgesamt haben die Arbeiten lediglich zwei Wochen gedauert, auch weil Vogt und Schmidt auf die tatkräftige Arbeit von vier Mitarbeitern ihres »Schanzenwerks« – ebenfalls Profi-Mountainbiker – und auf die Unterstützung von fünf bis sieben Jugendlichen zurückgreifen konnten. Die Maschinen für die Arbeiten stellte ein Sponsor zur Verfügung. Die Topografie des 1500 Quadratmeter großen Geländes, das der Stadt Gießen gehört und von Bäumen und Sträuchern umrahmt wird, blieb erhalten. Die bereits vorhandene Erde wurde weiter verwendet und mit zahlreichen Kubikmetern neu angelieferter Erde ergänzt.

Für Anfänger und Fortgeschrittene

So entstand am linken Ende des Alten Krofdorfer Weges zunächst ein über drei Meter hoher Startturm, von dem aus mehrere Sprünge über sogenannte »Tables« erfolgen. Ein Herzstück der Anlage ist ein fast 100 Meter langer, abschüssiger »Pumptrack-Trail« mit unterschiedlichen Neigungen und Winkeln, der bei optimaler Rad- und Körperbeherrschung ohne Treten befahren werden kann.

Für Anfänger wurde ein »Flowtrail« mit kleinen Kurven, Pushwellen und Tables angelegt. Eine längere »Table-Line« mit mehreren Hindernissen für Tricksprünge soll für Fortgeschrittene eine vielseitige Nutzung garantieren. Mehrere Fahrspuren – sogenannte Lines – können auf dem Areal befahren werden.

»Das Fahren hier macht jetzt viel mehr Spaß als vorher, die Podeste sind höher, das Fahren ist nun richtig cool«, schwärmt der 13-jährige Piet aus Gießen, der bei den Feinarbeiten ebenfalls mit Schaufel und Rechen geholfen hat und den neuen Dirtpark bereits testen durfte.

Die Anlage, in die auch ein bereits dort stehender Nussbaum integriert wurde, ist bewusst pflegeleicht gestaltet worden, sodass sich die Nutzer selbst um die langfristige Unterhaltung der Anlage kümmern können.

Übrigens: Wie eine Erdwüste wird der Dirtpark schon bald nicht mehr aussehen: In einigen Wochen wird sich die Hügellandschaft an den Seiten allmählich selbst begrünen, nur die Fahrflächen bleiben aus Erde. Begleitet und unterstützt wurden die Arbeiten vom städtischen Gartenamt. Ein offizieller Eröffnungstermin soll in rund zwei Wochen folgen.